Am Sonntag, dem 24. Januar 2016, beging der Verein nunmehr zum 20. Mal den Nationalen Gedenktag an die Opfer der Naziverbrechen. Zahlreiche Teilnehmer(innen) konnte der Vorsitzende begrüßen.
Unter ihnen die Staatssekretärin im Justizministerium, Dr. Anke Morsch, die Landtagsabgeordneten Dr. Magnus Jung, Herrmann Scharf und Karl Rauber sowie den ersten Beigeordneten der Gemeinde Marpingen, Volker Weber, und den stellvertretenden Ortsvorsteher von Urexweiler, Markus Barrois.
Erinnerung an die Pogromnacht vom 9. November 1938
Zum 7. Mal gestaltete der Verein zusammen mit dem Landkreis St. Wendel die Gedenkstunde zur Erinnerung an die Reichspogromnacht. Am 9. November 1938 schändeten Nazis und ihre Spießgesellen deutschlandweit mehr als 1400 Synagogen und jüdische Bethäuser. 91 jüdische Deutsche wurde in diesen Tagen selbst ermordet und über 800 fanden in Folge ihrer Inhaftierung in KZs den Tod. In der Kreisstadt St. Wendel stand die Synagoge in der Kelsweilerstraße 13. Dort legten der Vorsitzende des Vereins, Eberhard Wagner, und Landrat Udo Recktenwald im Beisein von mehr als 50 Teilnehmer(innen) einen Kranz nieder. Zum ersten Mal war auch der Bürgermeister der Stadt St. Wendel, Herr Peter Klär, anwesend. Der Landrat zeigte sich erfreut, dass sich im Kreis St. Wendel eine nachhaltige Erinnerungskultur etabliert habe und neben der Erinnerung an diesen schändlichsten Tag in der deutschen Geschichte auch am 27. Januar, dem nationalen Gedenktag an die Opfer der Nazi-Verbrechen, eine Kreisveranstaltung durchgeführt werde. Darüber hinaus gebe es mittlerweile viele Erinnerungsorte, die an die Verbrechen der Nazis im Kreis St. Wendel erinnerten. Der Vereinsvorsitzende wies darauf hin, dass schon 1933 und 1934, als das damalige Saargebiet noch nicht unter der Herrschaft der Nationalsozialisten stand, im Kreis St. Wendel vielfach über die jüdische Bevölkerung gehetzt wurde und jüdische Deutsche aufs Übelste diskriminiert und beschimpft wurden. Wagner zeigte Parallelen zur heutigen Zeit auf, wo AFD, Pegida und NPD meist ungestraft Kriegsflüchtlinge und Hilfesuchende in menschenverachtender Weise verleumden und beleidigen würden. Damals brannten die Synagogen und heute würden Flüchtlingsheime brennen. "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht wieder in die Barbarei von damals zurückfallen", sagte Wagner zum Schluss seiner Ansprache.
Liebe Leser(innen) dieser Zeilen, in Afghanistan, im Irak, in Syrien wüten seit Jahrzehnten mörderische Kriege, in Eritrea unterdrückt eine Diktatur ihre Bürger(innen) und im Balkan wird nach wie vor die Minderheit der Roma brutal diskriminiert. Die Menschen flüchten vor diesen unhaltbaren Zuständen, um für sich und ihre Kinder ein Leben in Sicherheit führen zu können. Ziel der Fluchtbewegungen ist das reiche Europa, auch unser Land. Es ist abzusehen, dass diese "Völkerwanderung" nicht so schnell endet. Deshalb müssen wir, die Bürgerinnen und Bürger, gemeinsam mit der Gemeinde eine gewaltige Anstrengung vollbringen, um diesen armen Menschen zu helfen. Der Verein ruft Sie, liebe Leser(innen), dazu auf, Mitgefühl und Hilfsbereitschaft zu zeigen. Die Gemeinde sucht Paten und Patinnen für neu ankommende Flüchtlingsfamilien. Wir bitten Sie, melden Sie sich bei der Gemeindeverwaltung (Herr Stefan Hell, Herr Malter 06853-9116321) oder beim Netzwerk für Flüchtlinge (Angela Ames 0160-96943227) und stellen sich als Pate oder Patin für eine Flüchtlingsfamilie zur Verfügung. Oder kontaktieren Sie uns direkt.
Die "Alte Mühle" war mit 40 Personen voll besetzt und alle Besucher(innen) lauschten dem inspirierenden Vortrag von Professor Herbert Jochum. Es war tatsächlich ein Wunder, so Professor Jochum, dass nach dem von Deutschland initiierten Holocaust der Staat Israel mit der Bundesrepublik diplomatische Beziehungen aufnahm. Nachdem Hitler-Deutschland versucht hatte, die europäischen Juden auszurotten, war die Kontaktaufnahme mit Deutschland für die meisten Israelis ein Unding.Dennoch kam es am 12. Mai 1965 zur Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen beiden neu entstandenen Staaten. Professor Jochum skizzierte die Meilensteine der deutsch-israelischen Freundschaft und zeigte die wichtigsten Gebiete der Zusammenarbeit auf. Heute hätten mehr als 70% der Israelis ein positives Bild von Deutschland. In der anschließenden Diskussion wurde über Judenfeindschaft allgemein und über das schwierige israelisch-palästinensische Verhältnis gesprochen.
Am 15. Juli 2015 wurde Oskar Groening vom Landgericht Lüneburg zu 4 Jahren Haft wegen Beihilfe zum Mord verurteilt. Er war als SS-Unterscharführer Aufseher im Vernichtungslager Auschwitz und hatte zugegeben, das Morden dort gesehen zu haben und nichts dagegen unternommen zu haben. Erstmals wurde in Deutschland juristisch festgestellt, dass einer, der angeblich nur ein Rädchen im Getriebe der Mordmaschinerie gewesen war, sich dennoch als Helfer der Mörder mitschuldig gemacht hat.
Im Marpinger „Ehrenbuch“ wird der SS-Unterscharführer Reinold Schmidt als Held geehrt. Er war von 1941 bis 1945 ebenfalls Aufseher in Auschwitz. Alle unsere Appelle und Anträge an die Gemeinde, das „Ehrenbuch“zu annullieren oder wenigstens abzuändern, waren bisher erfolglos. Die Gemeinde Marpingen verweigert es nach wie vor, diesen – wie jetzt juristisch festgestellt – Mord-Helfer aus ihrem „Ehrenbuch“ zu streichen.