(Anzeige im Adressbuch von St. Wendel von 1933)
Das Textilgeschäft von Eugen und Erna Berl war in der Schloßstraße 6. Sie wollten ihren Betrieb nicht verkaufen, sondern weiter standhaft in St. Wendel bleiben. Allerdings zeigten die Boykottaufrufe der Nationalsozialisten, nicht mehr bei Juden einzukaufen, auch in St. Wendel ihre Wirkung. Die St. Wendeler Bürgerinnen und Bürger mieden das Geschäft der Berls und so mussten sie wohl oder übel schließen. Dazu kam die Anklage für Eugen Berl, gegen das Blutschutzgesetz vom September 1935 verstoßen zu haben, weil er bis zur Schließung seines Ladens zwei weibliche „arische" Angestellte unter 45 Jahren beschäftigt hatte. Eugen Berl verstarb am 01. August 1936, seine Ehefrau Erna wurde an seiner Stelle auf Grund der Nürnberger Rassegesetze 1936 verurteilt und am 22. Oktober 1940 nach Gurs in Süd-Frankreich verschleppt, von wo sie 1942 nach Auschwitz deportiert und dort ermordet wurde. Ihr Sohn Fritz wurde 1938 vom St. Wendeler Gymnasium verwiesen und flüchtete allein über Italien nach Palästina, wo er eine Familie gründete. Seine Tochter und seine Enkel leben heute noch dort. Das Textilgeschäft der Eheleute Berl wurde 1941 in St. Wendel versteigert.
Für Erna Berl wurde am 9. April 2011 ein Stolperstein verlegt.
(Quelle: "Marpingen und der Kreis St. Wendel unter dem Hakenkreuz")