Das alternative Heimatbuch

In Anwesenheit von mehr als 80 Teilnehmer(innen), unter ihnen auch Landrat Udo Recktenwald, gedachte der Verein „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“ mit einer Kranzniederlegung am Nationalen Gedenktag der unzähligen Opfer der Nazi-Verbrechen. Zum 23. Mal erinnerte der Verein in Marpingen an die Millionen Getöteten, die im faschistischen deutschen Rassenwahn ihr Leben lassen mussten. Sie waren unschuldig und wurden ermordet, weil sie Juden waren, weil sie Sinti oder Roma waren, weil sie homosexuell waren, weil sie behindert waren, weil sie Kriegsgefangene oder Zwangsarbeiter waren, weil sie als Volksschädlinge und minderwertig galten. 

Auch an Alois Kunz, den Widerstandkämpfer und ersten Sozialdemokraten in Marpingens wurde erinnert. Er kam nach 3 Jahren KZ Sachsenhausen im August 1942 ins KZ Auschwitz und wurde am 23. Oktober 1942 dort ermordet.

Der Vereinsvorsitzende Eberhard Wagner führte in seiner Ansprache aus, dass es nach wie vor öffentliche Ansätze gäbe, nun endlich einen Schlussstrich unter die unselige Nazi-Vergangenheit zu ziehen. Insbesondere mit dem Auftreten der AFD sei die Verharmlosung und Relativierung der Nazi-Verbrechen nicht nur in die Parlamente eingezogen und werde offensiv verbreitet, nein manche in der AFD gingen sogar soweit, die menschenverachtenden Ideologien der Nazis als politische Ziele heute zu propagieren. Als Beispiel nannte er den thüringischen AFD-Vorsitzenden Höcke, der je nach Wahlausgang im Herbst als Spitzenkandidat seiner Partei sogar Ministerpräsident dort werden könnte. Höcke spreche, wie andere in seiner Partei auch, von „einer von der Bundesregierung betriebenen Umvolkung“, die nur durch „ein großangelegtes Remigrationsprojekt" rückgängig gemacht werden könne. Dieses erfordere „natürlich gewaltsamste Verfahren“ und „wohltemperierte Grausamkeiten“. (Nachzulesen im jüngsten Verfassungsschutzgutachten über die AFD.) Das bedeute zu Ende gedacht, so Wagner weiter in seiner Ansprache, dass die mehr als 20% Menschen unserer Bevölkerung mit Migrationshintergrund aus Deutschland abgeschoben werden müssten.

Ebenso fabulierte in einem Gastbeitrag in der FAZ der Bundesparteivorsitzende Alexander Gauland über die „globalisierte Klasse“, die die „Informationen kontrollierte“ und deshalb „den politischen und kulturellen Takt“ vorgebe. Fast wortgleich hatte Adolf Hitler in einer Rede 1933 über „eine kleine wurzellose internationale Clique“ gehetzt und damit die Juden gemeint. Die Parallelen von heute in die Zeit vor der Machtübertragung an Hitler und die NSDAP sind unübersehbar.

Deshalb appellierte der Vereinsvorsitzende zum Schluss mit den Worten der Vorsitzenden der jüdischen Gemeinde München, Charlotte Knobloch, sei es „unser aller Verantwortung, dass das Unvorstellbare sich nicht wiederholen darf.“ 

Den vollständigen Wortlaut der Ansprache können Sie, liebe Leser(innen) dieser Zeilen auf der hompage des Vereins unter dem Menüpunkt „27. Januar“ nachlesen.

 

Einladung - 27. Januar - Nationaler Gedenktag an die Nazi-Verbrechen 

Liebe Leser(innen) dieser Zeilen, am 27. Januar jährt sich wieder einmal, im Jahr 2019 zum 74. Mal, der Tag der Befreiung des deutschen Vernichtungslagers Auschwitz. Dieser Tag wurde 1995 vom ehemaligen, leider verstorbenen Bundespräsidenten Roman Herzog zum "Nationalen Gedenktag an die Nazi-Verbrechen" erhoben. Seit 1996 legen wir an diesem Tag an der Erinnerungsplatte an Alois Kunz einen Kranz nieder und gedenken der Opfer des nationalsozialistischen Verbrecherstaates. Angesichts der politischen Entwicklungen in unserem Land, angesichts dessen, dass Rechtsradikale unverhohlen öffentlich die Nazi-Verbrechen relativieren oder sogar leugnen und angesichts dessen, dass viele Wähler(innen) der AFD offensichtlich vergessen haben, was Nationalismus und Rechtsradikalismus in und mit unserem Land angerichtet haben, rufen wir Sie, liebe Leser(innen) dieser Zeilen auf, an unserer Gedenkstunde teilzunehmen. Wir müssen zeigen, dass wir mehr sind. Deshalb laden wir Sie alle, die Sie den Rechtsruck in unserem Lande ebenfalls mit Sorge betrachten, herzlich ein. Im Anschluss an die Veranstaltung sind alle Teilnehmer(innen) zu einem Gedankenaustausch ins Mariencafe eingeladen.

Sonntag, 27. Januar 2019, 16.00 Uhr,

Gedenkplatte an Alois Kunz, neben der katholischen Kirche in Marpingen

9. November 2018 - Gedenkstunde 80 Jahre Reichspogromnacht in St. Wendel

Einladung für die Gedenkveranstaltung anlässlich der Reichspogromnacht, die sich am diesjährigen 9. November zum 80. Mal jährt.

Freitag, 09.November 2018, 16.00 Uhr.
Ort: Standort der ehemaligen Synagoge, Kelsweilerstraße 13, in St. Wendel.

Liebe Leser(innen) dieser Zeilen, gerne laden wir Sie zur Gedenkveranstaltung an die Reichspogromnacht am 9. November 2018 um 16.00 Uhr nach St. Wendel ein.
Nachdem unser Verein die Gedenkstunde erstmals 2009 initiert hatte in Zusammenarbeit mit dem Kreis und sie dann jedes Jahr organisierte, wird in diesem Jahr die Organisation der Kranzniederlegung alleine vom Kreis St. Wendel getragen. Wir waren im Vorstand der Meinung, dass es nicht auf Dauer Aufgabe einer zivilgesellschaftlichen Organisation wie unseres Vereins sein kann, allgemeingesellschaftliche Aufgaben zu übernehmen.
Im Anschluss an die Kranzniederlegung führt eine Lchterprozession in die evangelische Kirche, wo Konfirmand(inn)en in einer Präsentation an diese beschämende Nacht der Deutschen Geschichte erinnern. Sie zeigen u.a. ein mit dem Graffiti-Künstler Manuel Dusedann erarbeitetes Großkunstwerk. Die Musikgruppe "Aufbruch" wird die Präsentation der Jugendlichen musikalisch begleiten. Im Anschluss sind alle Teilnehmer(innen) zu einem Umtrunk im Gemeindesaal eingeladen.
Die Fakten des Pogroms am 9. und 10. November 1938, einem der   beschämendsten Tage in der deutschen Geschichte, sind mittlerweile vielen Menschen bekannt.  Über 1400 Synagogen und Betstuben gingen in Flammen auf oder wurden zerstört, 7.500 jüdische Ge­schäfte wurden ge­plün­dert, etwa 30.000 jüdische Deutsche wurden inhaftiert und in Konzentrationslager ver­bracht, von denen mehr als 800 die Haft nicht überlebten und mindestens 91 jüdische Deutsche wurden im Verlaufe des Pogroms direkt getötet.
In der Kreisstadt St. Wendel wurde die Synagoge am Abend des 10. November 1938 von SA-Leuten und Nazi-Anhängern, darunter auch viele Einheimische, geschändet und teilweise zerstört. Ein große Zuschauermenge wohnte dem Verbrechen bei.
„Schwere Zeiten erfordern besondere Aktivitäten. Wir müssen aufstehen und zeigen, dass wir mehr sind, als diese rechtsradikalen Schreier und Pöbler. Deshalb setzt unser Verein zusammen mit der Gemeinde Marpingen ein Zeichen“, so der Vereinsvorsitzende Eberhard Wagner in seiner Begrüßung. In den nunmehr 10. Marpinger Mühlengesprächen präsentierte der Verein „Wider das Vergessen und gegen Rassismus“ zusammen mit der Gemeinde Marpingen und unter Mithilfe der Kreissparkasse St. Wendel "Songs gegen Rechts", dargeboten von dem bekannten Künstler Jürgen Brill und seiner Band „Brillant". 
 
IMG 20180921 WA0002„Blickt man nach Chemnitz oder Köthen oder verfolgt, was AFD-Mitglieder und andere rechte Politiker so von sich geben, kann einem Angst und Bange werden", so Wagner weiter in seiner Begrüßung. Wie im Saargebiet der 1933er und 1934er Jahre scheine eine schleichende Nazifizierung in den Herzen und Köpfen beträchtlicher Teile der Bevölkerung statt zu finden. Davon seien offensichtlich auch Teile der Sicherheitsbehörden nicht mehr ausgenommen. Im damaligen Saargebiet mündete diese Entwicklung dann am 13. Januar 1935 in dem über 90%igen Bekenntnis der Saarländer(innen) zu Hitler-Deutschland. „Wer kann denn heute noch ausschließen, dass die ein oder andere sogenannte bürgerliche Partei bei der nächsten Wahl mit der AFD koaliert?“, so die provozierende Frage des Vorsitzenden. Und was wäre, wenn wir dann eine(n) Innenminister(in) dieser rechtsradikalen Partei hätten? Österreich und Italien hätten es schon vorgemacht. Neueste Umfragen zeigten, dass die AFD schon zweitstärkste politische Kraft in Deutschland sei.
 
Die Menschen in der übervoll besetzten „Alten Mühle" quittierten das mit kräftigem Applaus. Mit noch viel mehr Beifall und stehenden Ovationen bedachten die über 80 Besucher(innen) die Darbietungen der Marpinger Künstler(innen). „Brillant“, bestehend aus Jürgen Brill, Peter Morsch und Stefan Scharle, hatte sich an diesem Abend „verstärkt“ mit Clara und Clemens Brill (beide Geige) sowie Jakob Brill (Klarinette). In bewegenden Texten und Gedichten und musikalischen Arrangements brachten sie die Zuhörer(innen) immer wieder zu spontanem Beifall. Wenn Jürgen Brill von seinem „Onkel Gerd" erzählte, so hielt er uns genial den Spiegel vor Augen, in dem wir den allgegenwärtigen Alltagsrassismus klar erkennen konnten. Wenn Clara, Clemens und Jakob Brill sich in ihren Texten und Gedichten für Menschlichkeit, Empathie und Toleranz und gegen Hetze und Hass aussprachen, waren die Zuhörer(innen) tief bewegt. „Wann, wenn nicht jetzt“ fragte Jürgen Brill mit dem berühmten Lied von Rio Reiser, sollen wir der bedrohlichen Entwicklung in unserem Land entgegentreten? Die Veranstaltung am vergangenen Freitag, dem 21. September, machte für Marpingen einen hoffnungsvollen Anfang. Den Schlusspunkt des äußerst gelungenen Konzertes setzten die Musiker(innen) mit der Hymne "Imagine" von John Lennon: „Imagine there's no countries, It isn't hard to do, Nothing to kill or die for, And no religion too, Imagine all the people living life in peace, You may say I'm a dreamer, But I'm not the only one, I hope some day you'll join us, And the world will be as one". In diesem Sinne, liebe Leser(innen) dieser Zeilen, bitten wir Sie, überall, wo sie gerade sind, gegen menschenverachtende und demokratiefeindliche Sprüche und Handlungen die Stimmen zu erheben und zu zeigen, dass eine Rückkehr in die dunklen Zeiten der 1930er und 1940er Jahre heute keine Chance mehr hat. 

 

"9. Marpinger Mühlengespräche - Lieder gegen das Vergessen"

Liebe Leser(innen) dieser Zeilen, am 08. Mai 2018 ist es wieder soweit. Am Tag der Befreiung vom Nationalsozialismus, der sich zum 73. Mal jährt, gehen unsere 9. "Marpinger Mühlengespräche" über die Bühne. Dieses Mal mit "Liedern gegen das Vergessen - Heimweh, Hoffnung, Todesangst". Zusammen mit der Gemeinde und der evangelischen Kirchengemeinde St. Wendel präsentieren wir den Liedermacher Uli Valnion. Sein Programm enthält Lieder und Texte aus den Konzentrationslagern, traditionelle Lieder gegen den Krieg, aber auch eigene Texte und Melodien. Zwischen den Liedern gibt es Informationen und Anmerkungen zur Entstehung der Texte und ihren Verfassern. "Heimweh, Hoffnung, Todesangst" ist dennoch kein reines Liederprogramm. Die Geschichte der Kinder vom Bullenhuser Damm in Hamburg wird von Uli Valnion genauso intensiv und eindringlich erzählt wie die Geschichte des Zirkus Konzentraziani aus dem KZ Börgermoor. Bilder komplettieren den Vortrag. Auch bei diesem ernsten Thema vergisst der Liedermacher nicht, das Publikum einzubeziehen. Also bitte vormerken:

Lieder gegen das Vergessen
Dienstag, 08. Mai 2018, 19.00 Uhr,
Kulturzentrum "Alte Mühle", Schafbrücke 7, 66646 Marpingen